Katzenfreunde wissen, dass Katzen wunderschöne Augen haben und uns Menschen mit ihrem Blick durchaus hypnotisieren können. Besonders gerne setzen sie diese Fähigkeit ein, wenn sie ihren Menschen zum Handeln „überreden“ wollen. Sei es ein Leckerli, den besten Platz auf dem Sofa, oder sie brauchen einfach nur einen Türöffner.
Aber wie sieht die Katze eigentlich die Welt? Gibt es Unterschiede zu unserem menschlichen Sehen? Die Katze ist ein Beutegreifer und die Augen sind für sie ein wichtiges Sinnesorgan, das sie für eine erfolgreiche Jagd braucht. Ihre Beute bewegt sich schnell, ist meist klein und befindet sich in der Regel am Boden. Die anatomischen Strukturen im Katzenauge unterscheiden sich also von dem menschlichen Auge, um alles das zu gewährleisten.
Entwicklung der Sehleistung
Die Katzenkinder werden mit geschlossenen Augen geboren. Sie öffnen sich zwischen dem 7. und ca. 10. Tag. Sie können jetzt sehen, allerdings entwickelt sich die Sehleistung in den ersten Lebenswochen weiter. Durch Üben und Erkunden ihres Lebensraums bilden sie ihre angelegten Fähigkeiten weiter aus. Das ist wichtig für das spätere sichere Springen und Abschätzen von Entfernungen. Sie müssen lernen verschiedene Ebenen richtig einzuschätzen, um treffsicher zu landen.
Anfangs haben die Kitten blaue Augen. Die spätere Augenfarbe zeigt sich erst nach der 4. Woche. Sie können grün, bernsteinfarben, oder auch blau sein.
Farbensehen
Es wird immer wieder unter Katzenbesitzern diskutiert, ob die Katze Farben und vor allem welche Farben sie sieht. Selbst unter Wissenschaftlern konnte es noch nicht abschließend geklärt werden. Die Welt der Katzen ist vermutlich in blau-gelb-grüne Farbschattierungen gehüllt. Die Varianten der Grautöne können Katzen besonders gut unterscheiden. Das Farbsehen spielt ohnehin eine untergeordnete Rolle im Katzenleben. Es sind die Kontraste, Umriss, Größe und Muster, auf die sie reagieren. Bei uns Menschen kann das den Eindruck hinterlassen, dass sie die Farben auf menschliche Weise sehen.
Anatomie
Der Grund für diese unterschiedliche Farbwahrnehmung von Mensch und Katze liegt in der Anatomie des Katzenauges. Das Auge ist wie beim Menschen auf der Netzhaut mit Sehzellen, den Stäbchen und den Zapfen, ausgestattet, aber der Aufbau und die Mengenverteilung ist anders. Zapfen begünstigen das Farbsehen, während die Stäbchen für das das Scharfsehen und die Lichtempfindlichkeit benötigt werden.
Scharfsehen
Die Katze sieht in der Entfernung von 2-6 Metern am besten. Unter 25 cm ist es der Katze fast nicht mehr möglich einen Gegenstand scharf zu sehen. Halten wir also der Katze einen Gegenstand direkt vor das Gesicht, wird sie sich durch Drehen der beiden Augäpfel, also mit einem leichten Schielen, versuchen das Objekt versuchen scharf zu sehen. Bewegen wir den Gegenstand, dann wird er für sie deutlicher zu erkennen sein. Katzen sind gute Beutegreifer, aber hier ist es eher die schnelle Bewegung, die sie auf die Beute aufmerksam macht. Bei langsam bewegten Objekten sehen unsere Katzen die Bewegung weniger gut.
Horizontal und vertikal bewegte Objekte können im Gegensatz zu diagonal bewegten Objekten gut verfolgt werden. Ein schräg auffliegender Vogel, könnte also als der Katze entwischen, da er weniger gut gesehen wird.
Sehen in der Dunkelheit
Die Katze jagt gerne in der Dämmerung, da sie jetzt ihrer Beute überlegen ist. Sie sieht im Halbdunkeln besser als ihre Beutetiere. Auf ihrer Netzhaut hat sie eine besonders hohe Anzahl von lichtempfindlichen Stäbchen. Eine Reflexionsfläche hinter der Netzhaut, das Tapetum lucidum, sorgt dafür, dass das einfallende Licht nochmals gespiegelt wird. Somit trifft das Licht erneut auf die lichtempfindlichen Sehzellen. Diese Reflexion ist für das geheimnisvolle Leuchten der Katzenaugen verantwortlich. Wir nehmen es wahr, wenn das Katzenauge in Dunkelheit ein Lichtstrahl von einer Taschenlampe oder von einem Scheinwerfer trifft.
Pupillen
Auch die Besonderheit der Pupille der Katze trägt ihren Teil dazu bei, dass sie mit wesentlich weniger (einem Sechstel) Licht zum Sehen auskommt als ein Mensch. Die Pupillen können durch ihre Größe 50% mehr Licht durchlassen, als es beim Mensch der Fall ist. Bei starkem Lichteinfall schließt sie sich zu einem vertikalen Schlitz und durch zusätzliches Schließen der Augenlider werden ihre lichtempfindlichen Augen optimal geschützt.
Das Katzenauge wird von drei Augenlidern geschützt. Ein oberes bewegliches und ein unteres unbewegliches. Eine dünne Membran im inneren Augenwinkel wird Nickhaut genannt und stellt das dritte Augenlid dar. Es sorgt dafür, dass der Augapfel immer ausreichend mit Tränenflüssigkeit versorgt ist.
Bei uns Menschen wird diese Aufgabe von unseren beiden Augenlidern übernommen. Deshalb müssen wir blinzeln – Katzen können darauf verzichten.
Gesichtsfeld/ Bereiche des Sehens
Das Gesichtsfeld der Katze beträgt ca. 250°. Das bedingt sich durch die Lage der Augen vorne in ihrem Kopf. Die Katze sieht beidäugig, das bedeutet, dass die beiden sich ergebenden Einzelbilder je Auge einen Überschneidungsbereich bilden. Das Gehirn erzeugt daraus ein Einzelbild. Damit kann sie die Distanz und andere räumliche Gegebenheiten genau abschätzen.
Das Gesichtsfeld ist kleiner, als bei vielen anderen Tierarten. Der Mensch ist ihr nicht wesentlich unterlegen mit einem von Gesichtsfeld von 180°.
Zusammenfassung
Vergleichen wir also das Sehvermögen von Katzen und Menschen, stellen wir fest, dass das Farbensehen eingeschränkt ist und die Sehschärfe reduziert ist. Allerdings sehen Katzen besser bei schlechten Lichtverhältnissen und das Unterscheiden von Grautönen ist besonders bei Ihnen gut ausgeprägt. Sie sind Meister in der Wahrnehmung von schnell bewegten Objekten.
Petra Bauer, Juni 2017
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Quellen:
Verhaltensbiologie der Hauskatze/Hrsg.Udo Gansloßer/ Filander Verlag 2010
Turners Katzenbuch/ Hrsg. Dennis C.Turner/ Kosmos Verlag 2. Aufl.2010
http://www.tierarzt-wels.at/wie-gut-sehen-unsere-hunde-eigentlich